01/12/2025

Lerntheorie

Der Begriff Lerntheorie bezeichnet wissenschaftliche Modelle und Erklärungsansätze, die beschreiben, wie Menschen (und teilweise auch Tiere) lernen – also wie Wissen, Fertigkeiten, Einstellungen und Verhaltensweisen erworben, verändert und gefestigt werden.

Diese Theorien sind nicht nur für die Psychologie relevant, sondern auch für Pädagogik, Didaktik, Medizin, Therapie, Arbeitswelt und sogar für künstliche Intelligenz.


Die wichtigsten Lerntheorien

1. Behavioristische Lerntheorien

  • Kernidee: Lernen ist eine Reiz-Reaktions-Verknüpfung. Das Verhalten wird durch äußere Bedingungen (Stimuli, Belohnung, Bestrafung) geformt.
  • Vertreter: Iwan Pawlow, B. F. Skinner, John B. Watson.
  • Formen:
    • Klassische Konditionierung (Pawlow): Ein neutraler Reiz (z. B. Glocke) wird mit einem bedeutungsvollen Reiz (Futter) gekoppelt → führt zu einer konditionierten Reaktion (Speichelfluss).
    • Operante Konditionierung (Skinner): Verhalten wird durch Konsequenzen (Belohnung, Bestrafung) verstärkt oder abgeschwächt.
  • Anwendungsbeispiele: Verhaltenstherapie, Erziehungsmethoden, Training von Gewohnheiten.
  • Kritik: Vernachlässigt innere Prozesse wie Denken, Motivation, Kreativität.

2. Kognitive Lerntheorien

  • Kernidee: Lernen ist ein aktiver, innerer Prozess des Informationsverarbeitens. Menschen nehmen Informationen auf, ordnen sie, speichern sie im Gedächtnis und rufen sie wieder ab.
  • Vertreter: Jean Piaget (kognitive Entwicklung), Jerome Bruner, Ulric Neisser.
  • Konzepte:
    • Schema-Theorie (Piaget): Lernen bedeutet, vorhandene Denkmuster (Schemata) anzupassen oder neue zu entwickeln.
    • Lernen durch Einsicht (Gestaltpsychologie, Köhler): Plötzliches Erkennen einer Lösung durch Umstrukturierung.
  • Anwendungsbeispiele: Schulunterricht, Problemlösen, Gedächtnistraining.
  • Kritik: Vernachlässigt emotionale und soziale Faktoren des Lernens.

3. Sozial-kognitive Lerntheorie

  • Kernidee: Menschen lernen durch Beobachtung und Nachahmung von Modellen (z. B. Eltern, Lehrer, Medienfiguren).
  • Vertreter: Albert Bandura.
  • Zentrale Konzepte:
    • Modelllernen: Verhalten wird abgeschaut und später selbst angewandt.
    • Selbstwirksamkeit: Das Vertrauen in die eigene Fähigkeit beeinflusst, ob jemand gelerntes Verhalten auch umsetzt.
  • Beispiel: Kinder lernen soziales Verhalten, Sprache oder Aggression durch Beobachtung anderer.
  • Kritik: Weniger Erklärungskraft für abstrakte, komplexe Lernprozesse.

4. Konstruktivistische Lerntheorien

  • Kernidee: Wissen wird nicht einfach aufgenommen, sondern individuell konstruiert. Lernen ist ein aktiver, selbstgesteuerter Prozess, der von den Vorerfahrungen und der Umwelt abhängt.
  • Vertreter: Ernst von Glasersfeld, Lev Vygotsky (sozial-kulturelle Dimension).
  • Schlüsselkonzepte:
    • Zone der nächsten Entwicklung (Vygotsky): Kinder können mit Unterstützung Aufgaben lösen, die sie alleine noch nicht schaffen.
    • Selbstgesteuertes Lernen: Lernende bauen ihr Wissen eigenständig auf.
  • Beispiel: Projektarbeit in Schulen, problemorientiertes Lernen in der Medizin.
  • Kritik: Gefahr der Überforderung, wenn Lernende zu wenig Anleitung haben.

5. Neurowissenschaftliche Lerntheorien

  • Kernidee: Lernen basiert auf Veränderungen im Gehirn, insbesondere in synaptischen Verbindungen (Neuroplastizität).
  • Ansätze:
    • Synaptische Plastizität (Hebb’sche Regel: „Neurons that fire together wire together“).
    • Belohnungssystem (Dopamin, Motivation).
    • Stress und Emotionen als Verstärker oder Hemmer von Lernprozessen.
  • Beispiele: Sprachlernen, motorisches Training nach Schlaganfall, Gedächtnisforschung.
  • Kritik: Hohe Komplexität, Gefahr der biologischen Reduktion.

Zusammenfassung

  1. Behaviorismus erklärt, wie äußere Reize Verhalten formen.
  2. Kognitivismus erklärt, wie Informationen verarbeitet und gespeichert werden.
  3. Sozial-kognitive Ansätze erklären, wie Lernen durch Vorbilder funktioniert.
  4. Konstruktivismus erklärt, wie Lernende aktiv ihr eigenes Wissen aufbauen.
  5. Neurowissenschaftliche Modelle erklären, wie Lernen biologisch im Gehirn verankert ist.

erstellt mit Chat-GPT